04.10.2005 • Antriebstechnik • Automatisierung

Ausspannen auf dem 8. Weltwunder

Vom Weltall kann man sie sehen – die Dubai-Palme. Mit „The Palm" entsteht eine riesige, künstliche Insel im Arabischen Golf, auf der man als Bewohner „in Frieden und Luxus die Welt hinter sich lassen kann" – so verspricht es das elektronische Verkaufsprospekt unter www.dubaipropertylink.com/ palm. Voraussetzung ist allerdings, dass man das nötige Kleingeld hat – z.B. etwa 500.000 € für ein 140 m2 Appartment des Typs Jumeirah E oder entsprechend mehr für die Villa mit Pool in Strandnähe. Damit das ganze Projekt im wahrsten Sinne des Wortes „nicht auf Sand gebaut wird", sondern die drei Inselkomplexe „Crescent", „Crown" und „Trunk" die nötige Standsicherheit bieten, werden die künstlichen Aufschüttungen durch umfangreiche bauliche Maßnahmen stabilisiert und gesichert. Zur Herstellung von bspw. Fundamenten oder Stahlbetonträgern bedarf es Unmengen von Baustahl, der
vor Ort konfektioniert und weiterverarbeitet werden muss. Zu diesem Zweck werden Baustahl-Schneideautomaten mit speziellen Drehgebern benötigt.

Denkbar schwierigstes Einsatzgebiet

Baustahl-Schneidemaschinen bringen die Stähle für die Fundamente, Stützpfeiler und -verstrebungen der künstlichen Inseln auf die richtige Länge.

Hergestellt und geliefert werden die bis zu 20 m langen und etwa 11 t schweren Maschinen von der BVM Betonstahl- und Verarbeitungsmaschinen GmbH aus Mainhausen. Für Drehgeber gehört dieses Einsatzgebiet zu den denkbar schwierigsten, müssen sie doch bei jedem Schneidevorgang Vibrationen mit Spitzenwerten von 140 g aushalten – „wüstes Betriebs-Klima" im Wüstenklima gehört also zur Tagesordnung.

Auf den BVM-Automaten können standardmäßig Baustahllängen zwischen 14–16 m mit Durchmessern von maximal 40 mm verarbeitet werden. Die Maschine wird auf einer Plattform verfahrbar vor dem Baustahl-Materiallager aufgebaut und fährt zum jeweiligen Lagerplatz. Über eine Rollenförderung werden die Stäbe in die Maschine eingezogen. Am Maschinenpanel stellt der Bediener die gewünschte Länge ein und die Messschlitten verfahren – gesteuert von jeweils einem ATM 60 Drehgeber – über Ketten zur gewünschten Position. Danach durchtrennt das Schneidwerkzeug mit Scherkräften bis zu 660 kN innerhalb von etwa 400 ms das Material. „Hierbei können Vibrationen von bis zu 140 g auftreten", sagt Stephan Cvetko von BVM. „Aufgrund des mit 2,2 m/s stattfindenden Materialvorschubs in der Maschine, der schnellen und exakten Positionierung der Stäbe und der auf maximal 96 Hübe pro Minute ausgelegten Hydraulikschere kann z.B. ein 14 m langer Stahlstab innerhalb von 10 Sekunden in vier Teile geschnitten werden." Während die geschnittenen Teile auf ein Fördersystem ausgeworfen und zur Weiterverarbeitung, bspw. zu einer Biegemaschine, transportiert werden, zerkleinert das Schneidwerkzeug die Reststücke und wirft sie in einen Behälter für Stahlreste aus. Pro Tag werden so durchschnittlich 30–40 t Stahl verarbeitet, in Spitzenzeiten können es aber auch 100 t sein – und dies stellt höchste Anforderungen an die Drehgeber in der Maschine.

Durch nichts zu schocken

Je nach Ausführung besitzen die Baustahl-Schneideautomaten mehrere Messschlitten, so dass sie gleichzeitig mehrere Stäbe in unterschiedliche Längen trennen können. Der Fahrweg und die Endposition jedes Schlittens wird von jeweils einem ATM 60-Drehgeber der Sick-Stegmann GmbH erfasst. Bei diesem rotativen Messsystem für Wege, Winkel und Positionen werden permanentmagnetische Elemente auf einer magnetischen Maßverkörperung von einem Sensor abgetastet. Durch die große Grundauflösung von 8.192 Schritten pro Umdrehung ist eine hohe Präzision gewährleistet. Die Multiturn-Eigenschaft des Drehgebers wird durch mehrere Untersetzungsgetriebe mit aufgesetzten Magneten erreicht. Dies ermöglicht die absolute Erfassung von sich mehrfach drehender Achsen, z.B. bei den Kettenantrieben für die Positionierschlitten in den BVM-Maschinen. Die absoluten Positionssignale werden über die vier Leitungen der SSI-Schnittstelle des Drehgebers an die Steuerung des Schneideautomaten übertragen. Über dieses Interface hinaus bietet der ATM 60 auch eine RS 422-Schnittstelle sowie Anbindungsmöglichkeiten für Profibus, CanOpen und DeviceNet. Das wichtigste Merkmal des Gebers für den Einsatz unter den „wüsten" Randbedingungen ist die hohe Schockfestigkeit, denn die Vibrationskräfte von bis zu 140 g treten nicht einmal, sondern je nach Baustahl und Schneideprogramm entsprechend häufig auf. Das magnetische Abtastprinzip, das robuste Gehäuse in Schutzart IP 67 und die zum Schutz vor Bauteileabriss voll vergossene Elektronik stellen, zusammen mit einem bauseitigen Schockabsorber-Flansch, die erforderliche Schock- und Vibrationsfestigkeit in dieser Anwendung sicher. Hinzu kommt, dass die Absolutwerte im Gegensatz zu elektronischen Geräten mit batteriegepufferten Zählern sicher vor Störimpulsen sind, da die Anzahl der Umdrehungen über ein mechanisches Multiturngetriebe ermittelt werden. „Insgesamt überzeugt uns der ATM 60 durch seine Wartungsfreiheit und Langlebigkeit", bestätigt Stephan Cvetko, „alle weltweit ausgelieferten Maschinen zusammengenommen, haben wir im Durchschnitt über die Jahre noch nicht mal einen Ausfall."

Insofern geht man bei BVM davon aus, dass die „Dubai-Drehgeber" dem „wüsten Klima", dem Wüstenklima und den Vibrationen trotzen und den Baufortschritt der Palme nicht beeinträchtigen werden.

„Die Welt"

Die Interessenten für die noch geplanten Inselnwelten stehen Schlange. Ein weiteres, noch gigantischeres Inselprojekt mit Namen „Die Welt", das den gehobenen Wohn- und Urlaubsmarkt ansprechen soll, wird gerade begonnen. Zweihundert Inseln werden vor der Küste Dubais auf einer Fläche von 30 km2 entstehen, die sich zum Umriss einer Weltkarte ergänzen sollen. Verschieden groß werden sie sein, und ihre Bebauung soll die kulturellen Besonderheiten der Kontinente sichtbar werden lassen. Auch hier werden sicherlich wieder BVM Automaten zum Einsatz kommen.
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