13.09.2019 • Security, Videosicherheit, Videoüberwachung

Die Gretchenfrage der Videosicherheit

„Best of Breed“ – oder „Hersteller-Einheitlichkeit“?

Wie halten Sie‘s mit der Partnerwahl bei der Videosicherheit? Entscheiden Sie sich lieber für die umfassende Gesamtlösung eines Herstellers – oder ist Ihnen die Kombination von Produkten und Dienstleistungen verschiedener Anbieter nach dem „Best of Breed“-Ansatz lieber? Heterogene Systemlandschaften und immer komplexere Großprojekte treiben die Nachfrage nach „Hersteller-Einheitlichkeit“.

Wenn es darum geht, die nötigen Komponenten für ein netzwerkbasiertes Videosystem zusammenzustellen, legen sich Unternehmen beim „Best of Breed“-Ansatz nicht auf einen speziellen Hersteller fest: Es werden vielmehr diejenigen Komponenten zusammengestellt, die vermeintlich die Leistungsanforderungen am besten erfüllen. Die Erwartung der Anwender ist nun, dass die Kombination der jeweils besten Komponenten aus den verschiedenen Bereichen die beste Gesamtlösung liefert. Damit das funktioniert, sollen Standards wie z.B. ONVIF dabei die Kompatibilität sicherstellen.

Nutzen der Herstellereinheitlichkeit

Der Hightech-Bereich zeichnet sich durch kurze Innovationszyklen und Produkte aus, bei denen auch kurzfristige technische Neuerungen oft einen sehr hohen Kundennutzen mit sich bringen. Hier stellt sich regelmäßig heraus, dass Industriestandards nur den „kleinsten gemein-samen Nenner“ darstellen: Sofern sich Innovationen innerhalb der Standards abbilden lassen, gibt es bei der Kombination von Produkten unterschiedlicher Hersteller keine Probleme. Neue, innovative Produkte haben jedoch in vielen Fällen Spezialfunktionen, die über einen etablierten Standard dann nicht zusammen mit Fremdsystemen umgesetzt werden können. Wird das innovative Produkt nun innerhalb einer „Best of Breed“-Lösung eingesetzt, wird die Leistung des Gesamtsystems gedrosselt und der Kundennutzen eingeschränkt.

Dazu kommt, dass sich Hersteller immer mehr vom reinen Produkt- zum Gesamtlösungsanbieter wandeln, die immer häufiger speziell aufeinander abgestimmte Systeme anbieten. Alle Komponenten von einem Hersteller zu verwenden bedeutet häufig auch, dass die einzelnen technischen Bausteine (Kamera, Aufzeichnung, Softwareplattform, usw.) vollständig zueinander kompatibel und gegebenenfalls sogar gemeinsam entwickelt worden sind. Dies ist z.B. von Bedeutung, wenn die Qualität der erfassten Bild- und Videodaten genau zum KI-Analyse-System passen soll. „Usability“ und Einheitlichkeit der Benutzeroberflächen und damit ein geringerer Schulungsaufwand und weniger Bedienfehler sind ein weiteres Beispiel.

„Privacy by Design“ und „Security by Design”

Besonders häufig führen die Verfechter eines herstellereinheitlichen Ansatzes das Thema Datenschutz ins Feld: Arbeiten die System-komponenten verschiedener Hersteller nicht einwandfrei zusammen, werden Datenschutzvorgaben möglicherweise nicht erfüllt. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sieht je nach der Schweregrad eines Datenschutzverstoß hohe Geldstrafen vor.

Ähnliche weitreichende Konsequenzen drohen bei einem falsch verstandenen „Best of Breed“-Ansatz auch beim Thema Datensicherheit: Als vernetzte Computersysteme bzw. Internet-of-Things (IoT)-Elemente sind Videosysteme ein beliebtes Angriffsziel. Hersteller begegnen dem durch ineinandergreifende Funktionen für Datenschutz und Datensicherheit („Privacy by Design“ bzw. „Security by Design“). Mehr Einheitlichkeit bedeutet hier oft eine bessere Integration der Sicherheitsfunktionen und damit eine geringere Angreifbarkeit. Oft ist es auch sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen, ob ein Hersteller seine Forschungs- und Entwicklungsprozesse wirtschaftlich und politisch unabhängig gestalten kann – Stichwort technische „Hintertüren“.

Fur klare Verantwortlichkeiten

Doch nicht nur auf technischer Ebene gibt es wesentliche Punkte, die für den „Alles aus einer Hand“-Ansatz sprechen: Sobald die Anforderungen und Ziele eines Projekts erarbeitet werden, können Hersteller wertvolle Beratung leisten: Naturgemäß besitzen sie die größte Expertise ihrer Produkte, zudem existieren oftmals weitreichende Erfahrungswerte aus bereits abgeschlossenen Projekten. Wenn es um die grafische Planung einer Lösung geht, sind 3D-Planungsteams mancher Hersteller inzwischen in der Lage, selbst von großen Kunden-umgebungen „digitale Zwillinge“ zu erstellen und die komplette Gesamtlösung inklusive Kameras und anderen Komponenten exakt zu simulieren. Dabei werden wichtige Aspekte wie geforderte Auflösungsdichten, Compliance, Datenschutz oder auch Änderungswünsche bei Komponenten bereits im Vorfeld berücksichtigt. Viele Errichter verfügen hier nicht über die technischen und personellen Mittel, die einem etablierten Hersteller zur Verfügung stehen.

Letztendlich stellen die Implementierung und der erfolgreiche Betrieb die letzte große Herausforderung dar: Viele Errichter und Integratoren haben über zahlreiche Lösungen verschiedener Hersteller hinweg einen großen Erfahrungsschatz, können aber nicht unbedingt auf das Detailwissen von Expertenteams seitens des Herstellers zurückgreifen. Zudem bieten eine eindeutige Zurechenbarkeit und Verantwort-lichkeit gerade bei größeren Projekten mit vielen verschiedenen Zuständigkeiten enorme Vorteile („One Face to the Customer“-Prinzip). Nicht zuletzt und in besonderem Maße trifft dies auch auf den Support zu: Treten Störungen auf, können diese definitiv einem Hersteller zugeordnet werden, ein Abwälzen der Zuständigkeit auf eine andere Komponente bei der Fehlersuche ist schlicht nicht möglich.

Vertrauensvolle Herstellereinheitlichkeit

Neben vielen funktionalen Aspekten, wie etwa der technischen Limitierung durch Industriestandards und Datenschutz- bzw. Daten-sicherheits-Aspekten, kann es auch beim Projektmanagement sinnvoll sein, die Strategie einer Herstellereinheitlichkeit zu verfolgen. Damit dies jedoch nicht zum Glücksspiel wird, gilt es im Vorfeld, Hersteller gründlich auf ihre Kompetenzen zu prüfen. Möglicherweise bietet der Hersteller die Möglichkeit, dass Kunden sich bei einem Vor-Ort-Besuch in der Unternehmenszentrale selbst vom Partner ihrer Wahl überzeugen können.

Autor
Josua Braun, Senior Product Marketing Manager bei Dallmeier

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